Neue Technologien in der Kerntechnik

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Am 20.01.2022 beschäftigte sich der Landtag mit dem Antrag der AfD-Fraktion „Energie der Zukunft – sicher, ökologisch, innovativ“. Darin warb die AfD wieder einmal für die Atomkraft. In zukünftigen Kernkraftwerken soll nahezu atommüllfrei, absolut sicher und umweltfreundlich Energie in gewaltigen Mengen zu niedrigen Preisen erzeugt werden.

Zum Einen setzt die AfD dabei auf die Dual-Fluid-Technologie in der konventionellen Kerntechnik. Zur Erklärung: Anders als in herkömmlichen Reaktoren sollen dabei keine Brennstäbe zum Einsatz kommen, sondern zwei Flüssigkeiten: eine trägt den Brennstoff, die andere führt die entstehende Wärme ab. Der Anspruch ist, dass solche Reaktoren jedes spaltbare Material nutzen können sollen: Natururan, Thorium oder sogar aufbereiteten Atommüll. Allein mit dem bereits angesammelten atomaren Restmüll, soll Deutschland sich dadurch für hunderte Jahre mit Energie versorgen können. Der dann noch entstehende Restmüll, der nicht verwertet werden kann, soll bereits nach 300 Jahren weniger strahlend sein als Natururan, was im Prinzip ein Endlager überflüssig machen würde.

Leider ist diese Technologie noch absolute Zukunftsmusik. Trotz der Anmeldung eines entsprechenden Patentes bereits im Jahr 2013 gibt es weltweit bislang noch keinen dieser Wunderreaktoren der sogenannten 4. Generation. Der Patentinhaber – die kanadische Dual Fluid Energy Inc. – sucht derzeit Geldgeber, um bis zum Ende dieses Jahrzehnts zunächst erst einmal einen Prototyp zu bauen und zu testen, ob dieses Konzept überhaupt tragfähig ist. Sehr erfolgreich sind sie bislang dabei nicht. Kooperationspartner sind auf der Webseite des Unternehmens nicht aufgeführt.

Neben Fortschritten in der konventionellen Kerntechnik setzt die AfD zudem auf weitere Erfolge in der Fusionstechnologie und möchte, dass Brandenburg beim Bund dafür wirbt, mehr Mittel sowohl national als auch auf europäischer Ebene dafür bereitzustellen.

Als kurze Erläuterung – bei der Fusionstechnologie geht es im Prinzip darum, die Zustände, die im Inneren der Sonne ablaufen, nachzuahmen, um so Energie zu erzeugen. Tatsächlich eine spannende Vision! Trotz 80 Jahren Forschung auf diesem Feld steckt diese Technik jedoch leider noch in den Kinderschuhen und ist in der Praxis leider nicht einsetzbar. In einem Experimentalreaktor – Wendelstein-7x bei Greifswald – werden seit 2015 erste Experimente mit über 100 Millionen Grad heißem Plasma durchgeführt.

Ein neuer internationaler Forschungsreaktor – der ITER im französischen Cadarache – soll ab 2025 in Betrieb gehen. Die Baukosten werden sich zu dem Zeitpunkt nach jetzigen Schätzungen von 5,5 Mrd. auf mehr als 20 Mrd. Euro vervierfacht haben. Auch Deutschland beteiligt sich im Übrigen an diesem Projekt. Bei diesem Forschungsreaktor handelt sich um eine reine Experimentieranlage. Bei vielversprechenden Ergebnissen soll im Anschluss daran dann ein Demonstrationskraftwerk gebaut werden, was gegebenenfalls in der Lage wäre, den ersten Strom ins Netz einzuspeisen. Die Kosten für all das sind enorm, die tatsächliche Umsetzbarkeit und der Nutzen bislang jedoch absolut ungewiss.

Ich persönlich finde es absolut richtig, dass (auch unter Beteiligung von Deutschland) an diesen Technologien zur Energiegewinnung grundsätzlich geforscht wird, jedoch müssen wir die aktuell anstehende Energiewende mit Technologien planen, die erprobt und umweltfreundlich sind und die tatsächlich Energie zur Verfügung stellen können. Und da ist Brandenburg schon auf dem Weg.