Fachexkursion des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Energie nach Oslo, Königreich Norwegen

Datum:

Die Fachexkursion des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Energie führte meine Landtagskollegen und mich nach Norwegen. Von unserer SPD-Landtagsfraktion waren neben mir auch Helmut Barthel anwesend.

Schon seit 1986 arbeiten Norwegen und Deutschland intensiv wirtschaftlich zusammen und setzen sich für einen starken Handel sowie kontinuierlichen Erfahrungsaustausch ein. Norwegen ist ein wichtiges Energieexportland und führend bei der Nutzung von Wasserkraft und innovativen modernen Technologien bis hin zur Verpressung von CO2  im Untergrund. Dies war ein Grund des ausgewählten Reisezieles und so traten wir am Montag den 15.04.2024, unsere 4-tägige Reise nach Skandinavien an.

Nach unserer Landung in Oslo stand für uns erst einmal ein Briefing durch die Deutsche Botschaft und in den Räumen der Deutsch-Norwegische Handelskammer an. Hier wurden wir umfassend über das Thema Energieerzeugung in Norwegen informiert, denn dies stand im Mittelpunkt der Reise. Norwegen generiert 98 % seines Energiebedarfes aus der Nutzung von Wasserkraft.

Am Dienstag startete unser Tag im Erdöl- und Energieministerium Norwegens und wir trafen uns mit Vertretern der Behörde, um uns auszutauschen. Anschließend stand ein Besuch bei SINTEF auf dem Plan. 1950 gegründet, ist es die größte unabhängige Forschungsorganisation ganz Norwegens/Skandinaviens. Sehr beeindruckend, hier einmal einen Einblick zu bekommen.

Letzter Themenschwerpunkt an diesem Tag war ein Besuch bei Rystad Energie zu den Themen Smartgrit, Wasserstoffproduktion und CCS (CO2-Abscheidung und –Speicherung). Rystad Energy ist dabei ein unabhängiges Forschungs- und Energieinformationsunternehmen, welches eine Vielzahl an Daten und Erkenntnissen hat und somit die Entscheidungsfindung für Kunden besser ermöglicht. Sven Erik Thorsen, der Projekt- und Innovationsmanager des Norwegian Smartgrid Centre, stellte uns das Smart Grids – intelligentes Stromnetz vor. Darunter versteht man, dass ein elektrisches Versorgungssystem die Steuerung für die Auslastung der vorhandenen Infrastruktur der Stromnetze verknüpft.  Gerade durch die erneuerbaren Energien steigen auch die Anforderungen an die Netze. In den konstruktiven und vielversprechenden Gesprächen am Rande zeigte sich, dass wir viele Gemeinsamkeiten im Ringen um Lösungen der anstehenden Probleme haben. Hier wurde deutlich, dass Norwegen ein wichtiger Wirtschaftspartner in Bezug auf Wasserstofflieferungen und CCS ist.

Am nächsten Tag besuchten wir Equinor – ein international agierendes Energieunternehmen und einer der wichtigsten und größten europäischen Gaslieferanten, welches zudem auch eine Vorreiterrolle in Erneuerbaren Energien, Wasserstoff und CO2-Speicherung innehat. Wir wollten vor Ort erfahren, wie sich die Rolle von Equinor im grünem Wandel vollzieht. Equinor steuert dabei die Erfahrung und Fähigkeit bei, das abgeschiedene Kohlendioxid im großen Maßstab in Gesteinsschichten des norwegischen Kontinentalsockels sicher und dauerhaft einzulagern.

Unser nächster Stopp war dann im Rathaus der Gemeinde Drammen, wo wir uns mit dem lokalen Fernwärmesystem und der Wärmepumpentechnologie auseinandersetzten. In der 100.000-Einwohner-Stadt wurde kürzlich in eine hochmoderne Niedrigenergieschule in Betrieb genommen.

Im Anschluss stand dann der Besuch bei der Heidelberg Materials an, einer Zementfabrik in Brevik. Heidelberg Materials sind Marktführer im Zement- und Betonwesen. Ihre Tochtergesellschaft Heidelberg Material Sement Nord ist der einzige Zementhersteller in Norwegen. Auch hier, wie oben bei Equinor, war das Kernthema die CCS-Technologie. Hier wird schon bald, weltweit als erster Hersteller 50 Prozent des bei der Produktion von Zement anfallenden CO2 abgeschieden und im Gestein unter dem Meeresboden verpresst. Die noch in Bau befindliche Anlage soll 2025 fertiggestellt werden und stand zur Besichtigung bereit. Allerdings ist dies ein umstrittenes Projekt.

Im Gegensatz zu Deutschland wurde jedoch klar, dass Norwegen bei dieser Technologie einer der Vorreiter weltweit ist. Wir sollten diese Möglichkeit der Verbringung von CO2 nutzen, um auch bei uns bei der Grundstoffherstellung weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.

An unserem letzten Tag waren wir dann zu Gast im Osloer Rathaus. Im Gespräch mit Martine Maeland, Projektleiterin der Oslo Business Region, stand die Unterstützung von Start Up‘s auf der Tagesordnung. Zu Fuß ging es dann weiter zum Stortingent, dem norwegischen Parlament. Mit Mitgliedern des Ausschusses für Energie und Umwelt sprachen wir über die Versorgung und auch Probleme sowie Herausforderungen der heutigen Zeit. Den Abschluss des letzten Tages bildete dann die Besichtigung der Müllverbrennungsanlage Klemetsrud. CCS war auch bei diesem Vor-Ort-Termin ein Thema und in einer beeindruckenden Präsentation wurde uns das Vorhaben vorgeführt.

Mit vielen positiven Eindrücken und Informationen im Gepäck, landeten wir Donnertagsabend wieder in Berlin. Kurzum: Norwegen – ein schönes, modernes, innovatives und vielfältiges Land.